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Saatzuchtwirtschaft Murr-Wallmüller /Widdumhof /Moosbach

Der Widdumhof liegt auf den Randhöhen des Rezattales bei Windsbach in der Gemeinde Moosbach. Er zählt zu den ältesten Siedlungen dieses Bereiches und geht auf die karolingische Gesetzgebung zurück. Diese verfolgte den Zweck, mit dem ursprünglichen Hof von 32 Morgen Acker und 4½ Tagwerk Wiesen den Unterhalt für Kirche und Pfarrer zu sichern (Widdum=das Gewidmete).
Noch 1499 gehörte der Hof zur Pfarrpfründe Windsbach und noch 1633 wurde der Verkauf des Widdums - nach außergewöhnlicher Hungersnot und wegen geringer Bodenfruchtbarkeit angefochten.
Seit dem Jahre 1784 ist der Widdumhof im Besitz der Familie Murr, die ihn heute in der sechsten Generation bewirtschaftet. In jüngerer Zeil sind für die Entwicklung des Hofes drei markante Tatsachen zu nennen: Die Einführung der Pflanzkartoffelerzeugung nach 1924 als neue Bewirtschaftungsmöglichkeit für die geringen Böden; die Vergrößerung der Nutzfläche von 16 auf 70 ha durch Zukauf und Zupacht; die Aufnahme der Kartoffelzüchtung 1946 und ihr Ausbau bis heute.

Der Betrieb - am 5. 1. 1924 übernommen von dem heutigen Bundestagsabgeordneten Leonhard Murr - war von Anbeginn einer der Kristallisationspunkte des Pflanzkartoffelbaues in Mittelfranken. Mit Hilfe der Saalzuchtinspektion unter dem späteren Ministerialrat Griesbeck glückte seine Einführung. Die alsbald im Vertragsanbau gut organisierte Pflanzkartoffelerzeugung gab dem Sandgebiet um Windsbach und Wassermungenau ein neues Gesicht. Vielen bäuerlichen Betrieben im Sand verschuf erst der Saatbau eine genügende Existenzgrundlage. Heute besteht ein geschlossenes und gefestigtes Kartoffelsaatbaugebiet von rund 1500 ha, welches zusammenhängende Teile von vier mittelfränkischen Landkreisen, darunter Ansbach, umfasst.
Die absolute Kartoffelanbaulage bot sich auch als gegebener Standort für die Kartoffelzüchtung an. So gehört der Widdumhof seit 1946 zu den sieben bayerischen Kartoffelzuchtstätten, welche sich in guter Streuung über die Erzeugungsschwerpunkte des Landes verteilen. Mit Beratungshilfe der Bayerischen Landessaatzuchtanstalt Weihenstephan wurde seit damals ein moderner Zuchtbetrieb aufgebaut. Seit 1951 liegt die Züchtung in Händen des Schwiegersohnes Walter Wallmüller.

Bisher sind zwei Kartoffelarten - Margot (bis 1959) und lrmgard - auf den Markt gebracht worden. Dies ist eine beachtliche Leistung, wenn man weiß, dass der Züchtungsvorgang van der Kreuzung bis zum fertigen Stamm 8-12 Jahre dauert und die anschließenden Prüfungen vor der Sortenschutzentscheidung nochmals 3-5 Jahre dauern. 1963 wurden im Bundesgebiet van insgesamt 97 Kartoffelarten Vermehrungsflächen zur Anerkennung angemeldet. lrmgard stand in dieser Reihe mit 1179 ha an 17. Stelle und gehört damit zu den 20 wichtigsten Sorten, welche 80% der Anerkennungsfläche auf sich vereinigen. Mehrere Stämme, darunter eine sehr frühreife Züchtung, laufen in den Prüfungen des Bundessortenamtes.

Das Zuchtziel umfasst einmal standartmäßig anspruchslose, trockenholde und doch leistungsfähige Formen. Darüber hinaus enthält das Züchtungsprogramm vor allem die Oualitätseigenschaften für Speiseware und für die Verarbeitung zu Fertigprodukten wie Kloßmehl, Püreepulver, Pommes frites, Chips und dergleichen. Für die beiden ersten Produkte hat bereits lrmgard eine besondere Eignung. Qualitätsmerkmale in dieser Richtung sind neben Größe, Form und Augenlage die Fleischfarbe, die Farbbeständigkeit roh und gekocht, die Fleischstruktur und Verarbeitungs-, Geschmacks- sowie Kocheigenschaften. Diese vom Verbraucher und Verarbeiter bestimmten Zuchtziele müssen mit den Forderungen des Erzeugers nach Ertrag, Anbaueignung und Krankheitsresistenzen in den Zukunftssorten immer vollkommene vereinigt werden. Ein modernes Saatzuchtgebiet mit Selektions- und Testräumen sowie einem Gewächshaus sind dabei neben den notwendigen Zuchtgartenflächen Mittel zum Zweck. Seit langem ist der Betrieb außerdem Versuchsstelle für Landessortenversuche.